Allmählich mag man sich gewöhnen an die einsamen Tage ohne das gemeinsame Singen, ohne die netten Plaudereien in größerer Gruppe, ohne den Dialog zwischen Bühne und Publikum, ohne gesellige Runde. Gewöhnen mag man sich daran und doch verarmt man etwas dabei. Man wird einsilbig und auch ein bisserl fatalistisch. Kommen wir da je wieder raus? Ich weiß es nicht! Ich selber versuche mich voranzutreiben – noch fühle ich mich nicht zu alt, um immer wieder neu anzufangen, mir etwas auszudenken und ganz neue Projekte zu starten. Aber wenn im mich dann so umschaue und umhöre und das „Aufgeben“ förmlich spüren kann, wird mir doch etwas Angst und Bang um unsere Gesellschaft. Wie lange darf ein Ausgehverbot dauern ohne zur Gefangenschaft zu werden? Und wie lange dauert es, bis der Widerstand gewisser Bevölkerungsschichten sich zum Aufstand aufschaukelt? Diese Gedanken lassen mich manchmal doch etwas traurig werden und ich übe mich daran, möglichst viele gute Gedanken in die Umgebung zu streuen, in der Hoffnung, dass der eine oder andere doch auch keimen möge und zu fröhlichen Blüte aufwächst.
©2021 Prof. Ilse Storfer-Schmied